Freitag, 19. Juni 2015

Neun eindrückliche Tage

Andere bezahlen viel für ein Trekking, ich hatte es fast gratis - ein Erlebnis der besonderen Art. Dieser Post ist etwas länger geworden.

Frühmorgens am Mittwoch, 10. Juni machen wir uns auf den Weg. Am Busbahnhof ist die Strassenreinigung im Einsatz.
Wir kaufen Äpfel und Bananen ein, einige werden es bis zu Devis Eltern schaffen. Wir verabschieden uns von Manisha.
Nach knapp 10 Stunden ermüdender Busfahrt erreichen wir Jiri. Unterwegs sind wir an vielen total zerstörten Dörfern vorbeigefahren. Die Vorfreude auf ein schönes Hotelzimmer war vergebens, alle Hotels sind zerstört, wir finden jedoch einen Raum zum Übernachten.
Der Ladenbesitzer macht unverhofft das grosse Geschäft, als wir Nahrungsmittel, Chily, Seife, einen Dampfkochtopf, Sandalen für die Schwestern etc. einkaufen.



Devis Bruder Rajkumar und die beiden Sherpas Makar und Dipesh sind gestern in 8 Stunden von Suri über den Berg gesprungen, um rechtzeitig in Jiri zu sein. Vollbeladen kann unser Abenteuer beginnen. Die beiden Sherpas tragen ca. je 30 - 35 kg.

Der Stupa von Jiri wurde nur leicht beschädigt.

Leider habe ich meine "gute" Kamera beim Reinigen mit einem Brillen-Feuchttuch beschädigt und für die Kleine habe ich das Ladegerät im Guest House vergessen, somit entschuldige ich mich für die teilweise schlechte Qualität der Fotos und die Fehlenden am Ende des "Ausfluges".
Über eine steile Treppe erreichen wir den nicht beschädigten Buddha.

Weiter über die steile Treppe erreichen wir den komplett zerstörten Tempel.
Unglaublich steil ist der Aufstieg. Nach 40 Minuten der Blick auf Jiri.
Nach weiteren 15 Minuten!
Nach 90 Minuten erreichen wir dieses Haus mit einem kleinen Shop. Es ist das letzte Haus auf dem Weg nach Suri.
Ein glückliches Huhn zum Nachtessen ist sicher eine gute Idee! Also wird es gekauft und mitgetragen.
Die letzte Hirtenfamilie.
Ob ich als echter Nepali wohl akzeptiert werde?
 Der letzte kleine Stupa. Nepali und Tibeter beten bei diesen.
Knapp vier Stunden unterwegs, die Steilheit ist unverändert.
Dieser idyllische Platz ist gemacht für eine Rast, vieles erinnert an die Schweizer Berge. Kühe, Ziegen und Schafe weiden hier.

Wilde Orchideen wachsen an den Bäumen.





Dieser "Weg" ist während dem Monsun nicht mehr begehbar.
Ein Bauer ist mit seinen Kühen auf der "Alp", während der Schulferien mit seinen beiden 13-jährigen Kindern.
 Hier erhalten wir Tee ...

... und können 2 kg Käse einkaufen.

Aus einem Missverständnis haben Rajkumar und die beiden Sherpas keine Decken. Gefragt hatten sie nur ob wir ein Zelt haben. Als wir dies nach dem Aufbau des Zeltes festgestellt haben ist ein Sherpa zurück zum Bauern. Dieser hat seinen Buben und viele Decken mitgenommen und ist 40 Minuten zu uns hochgestiegen. So hatten wir zwei Gäste mehr im Zelt.

Wir haben fast die Krete erreicht und bauen unser Zelt auf.
 8 Personen haben "problemlos" Platz.
Das glückliche Huhn hat das Leben hinter sich, 6 verschieden grosse Eier haben wir in seinem Bauch gefunden.
 Es ist nachvollziehbar dass Nepal ein Trekkingparadies ist, bei diesen Landschaften.
 Top of the World, oder wenigsten fast ...
Unglaublich wie sich die Zwei im Gelände bewegen, mit diesen Gewichten.
 Diese Holzfäller konnten wir zum Mittagessen einladen.
Reiner Dschungel, unberührter Urwald.
Anhand der Kühe muss es jedoch irgendwo einen Hirten geben.
Das von Hand bearbeitet Holz wird ins Tal gezogen oder getragen. als "Seile" dienen Baumrinden.
Der erste Blick auf Suri 1, sichtbar sind nur Ruinen, bewohnbare Häuser gibt es keine mehr.
Am gegenüberliegenden Hand erkennt man gut die schmalen Terrassen im steilen Gelände.
Endlich in Suri 1 eingetroffen.
Das Leben geht weiter ...
Die notfallmässig gebaute Schule von Suri 1 für die Klassen 1 - 5.
Endlich! Nach 3 Tagen und heute 8 Stunden Marsch sind wir bei Devis Familie!

Die Begrüssung erfolgt Tibetisch-Nepalisch.



Blick auf den oberen Teil von Suri 2. Vor dem Erdbeben standen hier etwa 17 Häuser. Hinten rechts stehen die Überreste von Devis Eltern-Haus.
Es dürfte das schönste Haus der Siedlung gewesen sein. Dreistöckig mit sechs Schlafzimmern, Gasherd, fliessend Wasser, Fernseher, was man halt so braucht.
 Auf dem Sitzplatz sind noch die Pflanzen erkennbar, der Baum ist voller reifer Früchte.

Auch für diese Mädchen geht das Leben weiter.
Alle Menschen sind sehr freundlich.



Das frische Wasser aus den Bergen fliesst noch, so kann gewaschen werden.
Amrit, Devis Cousin, sitzt auf den Überresten seines Hauses, wo liegt seine Zukunft? Bei zweiten Erdbeben hat er sich schwer am Knie verletzt, wie soll er zu einem Arzt?
Amrit mit Frau und Sohn in der Notunterkunft.
Wenn ich auftauche ist ein Volksauflauf programmiert.
Das Schulprovisorium von Suri 2. Von ursprünglich 150 Kindern der Klassen 1 - 5 sind noch etwa 30 hier. Für die Klassen 6 - 12 stand Devi um 3 h auf, nach 2,5 h Fussmarsch begann der Unterricht um 6 h, um 18 h war sie etwa wieder zu Hause. Schulaufgaben machen und todmüde ins Bett.
Die Lehrerinnen und der Lehrer, auch Gemeindepräsident.
Gita, die Frau von Rajkumar, ist 19 Jahre alt und nach 10 Schuljahren nun Lehrerin. Dies lässt auf die Qualität der öffentlichen Schulen schliessen.
Saru, Devis Schwester, bringt die 9 Ziegen um 10 h auf die Weide und kommt um 16 h wieder zurück. Da zwei weitere Frauen die selbe Aufgabe haben wird es ihnen nicht langweilig.
Dank dem von ROKPA gespendeten Zelt können Rajkumar und Gita nun wieder alleine schlafen.
Dieses dreimonatige Geisslein hat mich als Freund auserkoren - jedenfalls solange die Mutter auf der Weide ist.
Meine dumme Magenverstimmung beeindruckt es nicht, es folgt mir überall hin.

Wir sind auf dem Abstieg, 8 Stunden mit Magen-verstimmung. Erdrutsche wurden die letzten Tage passierbar gemacht. Da es letzte Nacht nur wenig geregnet hat entschieden wir uns zum Glück für den direkten Abstieg.


Auf den folgenden beiden Fotos sieht man den Zustand der Strasse entlang dem Fluss auf die andere Talseite. Auch die Strommasten sind zerstört. Ich weiss nicht wie diese Strasse vor dem Monsun repariert werden soll, es handelt sich nur um ein kleines Stück der zerstörten Strasse.

Wann werden die dringend benötigten Touristen wieder kommen?
Blumen als Lichtblick in den Trümmern.
In diesem Rotekreuz Spital wurden die letzten Tage etwa 400 Patienten behandelt. Hier erhielten wir die dringend benötigten Medikamete und Verbandsmaterialien für das Knie von Amrit.
Geschafft! Nach 8 Stunden erreichen wir in Singati den Bus und erhalten sogar die Sitzplätze hinter dem Chaffeur, Platz für meine langen Beine. Beim Stadteingang von Charikot, dem Endziel, hält der Bus. Die Passagiere auf dem Dach müssen auch in den Bus, da das Mitfahren auf dem Dach verboten ist. Komischerweise wusste dies kein Polizist auf der Strecke und bei den Kontrollen ...
In Charikot hat Santoshi ein Zimmer gemietet, da sie oft hier ist. Eine Freundin schläft bei uns, ihr Mann hat aus Saudi Arabien Geld geschickt, das sie mit ihren vier Kindern benötigt. Problemlos haben sechs Personen Platz, ich auf meiner Luftmatratze.


Die letzten fünf Stunden Fahrt mit dem Kleinbus nach Kathmandu waren ein Kinderspiel, ausser dass es Saru und mir schlecht wurde und wir uns übergeben mussten. Bei diesen Strassen kein Wunder.

Für mich waren diese 9 Tage anstrengend, aber eine grosse Bereicherung. Wenn meine Knie keine Beschwerden machen würden fühlte ich mich toppfitt. Auch eine Magenverstimmung bringt einem nicht um, aber geschafft war ich.

Aber vor allem habe ich die Herzlichkeit dieser Menschen erlebt, in Situationen an denen wir in der Schweiz verzweifeln würden.

Die Regierung hat entschieden dass diese Dörfer evakuiert werden, da jedereit mit Erdrutschen gerechnet werden muss. Diese Entscheidung kann ich nachvollziehen, da ich die Gefahren mit eigenen Augen gesehen habe. Aber wohin und mit was dies finanzieren, dazu macht die Regierung keine Angaben oder bietet Hilfe an.

Somit werden Devis Familie in den nächsten Tagen etwa drei Stunden oberhalb des Dorfes im Dschungel eine neue Notunterkunft erstellen und dann mit ihren Tieren den Monsun dort vorbeigehen lassen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.

Sie haben das Glück dass ich sie unterstützen kann. Tausende andere Familien haben dieses Glück nicht und sind auf sich alleine gestellt.

Meine Gedanken werden bei ihnen sein! Herzlichen Dank allen welche mir eine Spende zukommen liessen und ich dieses Geld gezielt weiter geben konnte, resp. kann.

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