Dienstag, 28. Mai 2013

Huaraz - die "sichere" Stadt

Ich bin wieder unterwegs, aber mit kleinen Problemen ...

Die Küste vor Miraflores / Lima. Seit zwei Wochen täglich Nebel, kaum ein Sonnenstrahl, es ist unangenehm feucht-kühl.


Die wenigen sonnigen Stunden benutze ich für Ausflüge.

Mitttagessen im Park, hier spielt das Familienleben noch.

Bei der Mutter, die dem Kind hinten auf dem Motorrad die Brust gegeben hat, da war ich zu langsam.

Ob im Restaurant, auf dem Markt, wo auch immer, wenn das Kleine Hunger hat, dann hat dies Vorrang.
Präparierte Piranhas an der Ausstellung für indigene Kunst, der Arte Nativa.

Zeit Lima zu verlassen und die Sonne zu suchen. Meine Fotos sind mehr oder weniger aktuell, die Tagebücher der letzten drei Monate bedürfen noch einer Überarbeitung - und der Trip Report Nr. 13 ist am Entstehen. Alles das könnte ich ja auch im sonnigen Mancora in Nordperu erledigen, war meine Idee. Der Sohn einer Bekannten aus Bülach führt dort eine Ferienanlage, zwei Stunden von der Grenze entfernt.

Am 7. Juni muss ich Peru Richtung Ecuador verlassen, da die 90 Tage für die Twin abgelaufen sind. Ich kann aber am gleichen Tag wieder einreisen und zurück nach Mancora fahren.

Meine Versicherung läuft am 31 Mai aus, ich benötige eine neue. Von La Positiva  in Lima habe ich ein Angebot ab Ausstellung für einen Monat, meine alte ist aber noch eine Woche gültig. Zudem kann ich in Chile meine alte verlängern lassen, alles kein Problem.

Also entscheide ich mich; Abfahrt ist am Samstag, 25.Mai. Am Freitagnachmittag parkiere ich die Twin vor dem Hotel. Ich bin zum Nachtessen verabredet und stelle die Twin beim Eindunkeln in die Garage, in Gedanken schon beim Nachtessen.

Am Samstagmorgen packe ich fertig und will die Koffer an der Twin befestigen, Ich glaube es nicht! war mein Gedanke. Die linke Tasche an der Befestigung für den Tankrucksack fehlt. Fein säuberlich wurde sie mit einem scharfen Messer abgetrennt. In Ushuaia wurde einem Kollegen diese gestohlen, in Iquique wollten sie mir eine stehlen, die Alarmanlage ist aber losgegangen. Die Alarmanlage reagiert auf Erschütterungen, wenn man sorgfältig ist kann man dies verhindern. Keine Ahnung was man mit so einer schmutzigen Tasche macht, ich sehe keinen Sinn - aber ich benötige sie. Also verschiebe ich meine Abreise auf Sonntag und mache mich auf die Suche nach einem Sattler. Für 30 Sol, ca. SFr. 9.- macht er mir eine Neue.

Am Sonntagmorgen fahre ich los, es hat wenig Verkehr, und trotzdem benötige ich eine Stunde bis ich am Stadtrand bin. Lima hat 8 Mio. Einwohner, wie die Schweiz. Aus unerfindlichen Gründen darf man mit dem Motorrad nicht auf die Via Express, und daneben stockt es. Die einzige Busse habe ich auf dieser bezahlt, trotzdem es keine entsprechende Signalisation gibt. Der Polizist hat mich abgezockt. er wollte 480 Sol, bezahlt habe ich schlussendlich 100 (SFr. 33.-), viel zu viel! Man lernt immer dazu, und das nächste Mal fotografiere ich ihn, samt seiner Erkennungsmarke mit der Nummer.

Von der (voraussichtlich) herrlichen Küste sehe ich nichts, es hat Nebel. Vom Meer fahre ich während 100 km hinauf auf 4'500 m. Ich bin wieder im Peru, wo die Zeit stehen geblieben ist.
Dann hinunter Richtung Huaraz auf 3'000 m. Reicht wohl das Benzin im Tank? Die letzte Tankstelle war vor 100 km. Der Reservekanister ist voll, also keine Gefahr. Weit unten sehe ich das erste Dorf, als der Motor abstellt. Auskuppeln und den Berg abwärts rollen lassen, es wird immer flacher und ich werde langsamer, wenn die Tankstelle am Dorfeingang 20 m weiter weg gewesen wäre, dann hätte ich stossen müssen.



An der Plaza des Armas (hier heisst die grösste Plaza immer so) stehe ich vor der beim Erdbeben 1970 zerstörten Kathedrale und studiere meinen Reiseführer. Das Hotel Monte Blanco tönt gut, es ist ganz in der Nähe an der Hauptavenida. Ich parkiere die Twin auf dem briten Trottoir, es hat viele Spaziergänger. Das Hotel ist ja nur 15 m weg. Das GPS nehme ich mit und sehe mir zwei Zimmer an, nur die Parkierungsmöglichkeit für die Twin ist nicht ideal. Als ich wieder neben der Twin stehe wundere ich mich dass der dünne Reiseführer am Boden liegt. Oh Schreck, der Tankrucksack ist offen und die Sony ist gestohlen worden. Ich war nur ein paar Minuten im Hotel, sichtbar war nichts. Gelernt habe ich, dass die Gedankengänge dieser Diebe anders als meine sind. Er weiss, dass viele Motorradfahrer die Kamera im Tankrucksack haben, dort ist sie griffbereit. Wenn ich also vom Motorrad weg gehe und die Kamera nicht mitnehme ist sie voraussichtlich im Tankrucksack, clever!
Lange Rede - kurzer Siinn. Die Kamera ist weg, ändern kann ich es nicht mehr. Im nächsten Hotel habe ich Glück, es ist billiger und besser und hat eine grosse Garage. Duschen und auf der Polizei Anzeige erstatten. Ich solle morgen nochmals vorbeikomen, dann werde der Rapport erstellt.

Montag: Zwei junge Polizistinnen kommen mit mir ins Hotel um den Rapport zu erstellen, anschliessend darf ich sie zu Kaffee und Kuchen einladen. Versuch das mal in der Schweiz! Um 20 h soll ich nochmals auf den Polizeiposten kommen und alles unterschreiben. Auf einen Anwalt verzichte ich nachdem ich meine Rechte kennen gelern habe, ich will ja nur Azeige erstatten. Warum die Farbe meiner Twin im Rapport so wichtig ist weiss ich nicht, jedenfalls wird ein Riesenaufwand betrieben. Mehrmals darf ich per Fingerabdruck (vom Stempelkissen) und der Unterschrift unterschreiben. Kimberly, die verantwortliche Polizistin hat zuerst den Rapport von Hand geschreiben, dann säuberlich in ein Buch übertragen und nun noch im PC erfasst. Das braucht seine Zeit - und als alles fertig ist kommt der Chef. Er hat seine Meinung geändert, es sei doch ein grösserer Diebstahl und sie müsse einen anderen Rapport schreiben. Inzwischen  ist es 22 h. Um sie zu trösten lade ich sie und ihre Kollegin zum Nchtessen ein, in vvoler Uniform, es zeigt sich immer wieder, alles Schlechte hat auch sein Gutes. Wann kommt man sonst dazu mit zwei jungen Polzistinnen in den Ausgang zu gehen. Na ja, ich höre so Einiges, was mir nicht das Gefühl gibt an einem sehr sicheren Ort zu sein. Morgen haben sie frei, aber ich solle am Mittwoch um 9 h auf den Posten kommen. Dann soll ich den Chef fragen, ob wir uns zu dritt auf dem Markt, wo Diebesgut verkauft wird, umsehen dürfen. Das könnten wir mit einer Stadtbesichtigung (150'000 Einwohner) verbinden. Sonst holen wir dies am Donnerstag nach. Sie haben jeden zweiten Tag frei, teilweise studieren sie an diesen Tagen, wie heute. Kimberly studiert Pathologie, Nadya Administration. Damit können sie in einigen Jahren an eine andere Aufgabe versetzt werden. Hier wird alles studiert, ob Koch, Büro oder was auch immer. Die meiner Ansicht nach viel bessere Lehre gibt es in Südamerika kaum.

Dienstag: Meine Nerven liegen langsam blank, das Stadtzentrum kenne ich. Keine Chance hier eine Versicherung für einen Monat zu erhalten, die Minimaldauer ist ein Jahr bei entsprechenden Kosten. Die selbe Versicherung verkauft aber in Lima solche für einen Monat! Die Versicherung in Chile könnte ich bequem per Internet machen, aber auch die Hotline kommt nicht weiter, unter Honda sind nur Autos aufgeführt. Wie viele Telefone habe ich wohl nach Iquique gemacht? Nur der Chef ist kompetent, aber weder auf mein Mail am Donnerstag noch auf spätere Mails und Telefone wird reagiert, die nette Dame sieht aber nie ein Problem, das kriegen wir hin. Bezahlen per Kreditkarte geht in diesem Falle nicht, im Büro war es kein Problem. Wenn ich bei einer Bank eine Überweisung machen will muss ich zuerst ein Konto eröffnen und die Post macht keine Überweisungen. Den SWIFT-Code der Bank kennt die Versicherung nicht, ohne diesen kann ich keine Internetzahlung machen.

Dienstag Abend Schweizer Zeit 23.50 h: Die Zahlung ist mit Hilfe der kompetenten Hotline von Postfinance abgeschickt! Uff. Wann erhalte ich wohl die Mail mit der Police?

Wie das weter ist? Tagsüber blauer Himmel und Sonne, herrlich warm - und nachts unangenehm kühl, wie es auf 3'000 m ist.

Wies weitergeht? Das steht im nächsten Blog. Eigentlich möchte ich noch eine Tour zu der Laguna 69 auf knapp 4'500 m machen. Ich war so lange in der Höhe und habe nie etwas Anspruchsvolleres gemacht. Und am 7. Juni muss ich über die Grenze, es liegen nur noch ca. 1'000 km vor mir, aber einige Orte zum Besichtigen sind noch an der Strecke.