Donnerstag, 30. Juli 2015

Ferien - wie ein gewöhnlicher Tourist

Nun bin ich bereits zwei Monate in Nepal, Zeit für eine Luftveränderung!

Aber vorher freue ich mich über den Besuch von Ruth und Walter. Die beiden habe ich vor Jahren in Chile kennengelernt, dann haben wir uns in der Schweiz getroffen und letztes Jahr sind sie mit ihrem "Suri" nach Nepal gefahren. Gemäss ihrem Motto "Zum Arbeiten zu alt – Zum Sterben zu jung – Zum Reisen topfit" sind sie mit dem Reisevirus infiziert. Das Erdbeben haben sie in Kathmandu miterlebt und sind dann wie geplant einige Wochen in die Schweiz zurückgekehrt. Gestern sind sie wieder in Kathmandu gelandet. Vom Nachtessen mit den ROKPA-Kids und deren Herzlichkeit waren sie begeistert.

Sie sagten mir, dass sie gerne zwei Kindern die Ausbildung finanzieren möchten. Na ja, kommt morgen Abend nochmals vorbei und ich versuche Euch dann zwei Kinder vorzustellen, war meine Antwort. Es war nicht ganz einfach, aber es hat geklappt! Walter konnte mit der fünfjährigen Dekyi Wangmo und Ruth mit dem zehnjährigen Ngawang Gytso Bekanntschaft schliessen. Im Namen der Kids und deren Eltern danke ich Ruth und Walter herzlich, dass sie diesen beiden den Start mit der Ausbildung in einer Privatschule in ein besseres Leben ermöglichen. Ohne gute Ausbildung ist hier das Leben trostlos.

Meine "Tochter" Tenzin Lhamo habe ich jedes Mal in Pokhara besucht, dieses Mal habe ich mir jedoch mehr Zeit genommen. Sie hat den Bachelor in Tourismus und Hotel gemacht und möchte nun mit dem Master abschliessen. Ihre schwere Tubekulose hat sie recht gut überstanden, wenn auch die körperliche Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt ist. So sollte sie auch einmal dieses Business mit den Augen eines "Gastes" kennenlernen - auch in der Funktion als Reiseführerin. Pokhara hat viel zu bieten, nebst frischer Luft und der höchsten Regenmenge von Nepal.

Das Bergmuseum ist gross und sehr informativ. Als Schweizer freut man sich natürlich an den Erstbesteigungen im Himalya durch Landsleute.



Dass Tenzin Lhamo am nächsten Tag verspätet kam, hat einen tragischen Grund. Links befanden sich Schulzimmer, rechts stand eine Mauer. Der Direktor des SOS Kinderdorfes (rechts) hat dem Principal der Schule gesagt, dass er Angst habe dass die Mauer aufgrund der starken Regenfälle umstürzen könne, der Boden sein instabil. Die Lehrer haben der Warnung jedoch keinen Glauben geschenkt und Prüfungen darin durchgeführt, trotzdem andere Zimmer frei gewesen sind. Zehn Minuten vor Prüfungsschluss passierte das Unglück. Ein Knabe ist gestorben, acht Kinder wurden verletzt. Die ganze Dorfbevölkerung hat bei der Bergung geholfen. Leider werden noch viele solche Unglücke passieren, mit oder ohne Ankündigung. Der Monsunregen in der aufgerissenen Erde wird noch viel Leid bringen.

Das Gorkha-Museum ist ein Besuch wert. Diese unerschrockenen nepalesischen Elie-Kämpfer dienen noch heute in der Britischen und Indischen Armee.
Köstliche Fruchsäfte können mich auf der ganzen Welt begeistern, so auch in Pokhara.

Ein Bootsausflug auf dem Lake Fewa ist ein Muss!

Das Leben ist manchmal hart, z. B. wenn die "Tochter" um 04.45 h mit dem Taxi vor dem Hotel steht, um mir den Sonnenaufgang auf dem Aussichtsberg Sarankot "vorzuführen".


Der Aufwand samt dem Spaziergang hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Na ja, wenn schon in die Berge, dann können wir ja den Stupa auf der anderen Talseite auch noch besuchen. Dumm ist nur, dass unser Taxifahrer der Ansicht ist, dass die Strasse nicht befahrbar sei und wir das letzte Stück zu Fuss gehen müssen, bei voller Sonneneinstrahlung. Telefonisch konnten wir ihm dann mitteilen, dass dies die anderen Taxifahrer nicht gewusst hatten - und somit holte er uns beim Parkplatz ab.

Als jung gebliebener "Vater" braucht es auch etwas Adrealin, also entschliessen wir uns den Zip-Flyer auszutesten. Insbesondere da momentan 50 % Rabatt gewährt werden und die Preise für Nepali noch bedeutend günstiger sind. Auch die Hotels haben die Preise stark gesenkt, die meisten Restaurants offerieren 20 % Rabatt, die fehlenden Touristen sind eine Katastrophe! Das in der Werbung verwendete "weltbeste" zeigt, dass sie die Welt nicht wirklich kennen, aber die 90 Sekunden haben trotzdem Spass gemacht.


Ein dreitägiger Ausflug in den Chichawan Nationalpark nahe der indischen Grenze tönt verlockend. Für mich bezahlte ich Fr. 70.-, für Tenzin Lhamo Fr. 50.-, alles inklusive.
- zwei mal sechs Stunden Busfahrt
- 2 Hotelübernachtungen
- sechs Mahlzeiten
- Kulturprogramm
- Stadtführung
- Kanufahrt und Spaziergang durch den Dschungel
- Elefantenreiten etc. etc.

Die Ausbildung der Elefanten beginnt mit etwa vier Jahren.
Wir haben u. A. einige Krokodile, Pfauen, ein Wildschwein und Spuren einer Rhino-Mutter samt Kind gesehen. Bootsfahrt und Spaziergang durch die Wildniss waren interessant.


Gewisse Dinge muss man nur einmal im Leben machen, z. B. Elefantenreiten. So unbequem herumgeschüttelt zu werden, zudem den glücklicherweise vorhanden Regenschirm zu halten um vom Monsunregen nicht aufgelöst zu werden, na ja, wir haben es überlebt.

Faszinierend, wenn man diese Elefanten im Einsatz sieht.
Zurück in Pokhara lasse ich mich von den viele Hängegleitern begeistern. Nach 29 Jahren wieder einmal dieses Gefühl erleben, einfach in der Luft zu hängen, zu fliegen, ich konnte nicht wiederstehen.

Der Start von Tenzin Lhamo verlief nicht ganz wie geplant, aber sie genoss es nachher um so mehr.

Tenzin Choekyi, mein Mami sponsert ihre Ausbildung, lud uns zu sich nach Hause ins Flüchtlingscamp ein. Ein Ort um Ferien zu machen, im Grünen, leider jedoch weit weg von qualifizierten Arbeitsplätzen. Zu Beginn wurde hier vorwiegend Landwirtschaft betrieben. Interessant ist diese Solar-Heizung. Innert 15 Minuten kann eine grosse Pfanne Wasser erhitzt werden.
Hier lässt es sich leben und gut essen!

Gespannt war ich auf die "Schulzimmer", welche die ROKPA-Boys während meiner Abwesenheit aufgebaut hatten. Bis das Schulhaus repariert ist dauert es noch etwa 4 - 6 Monate.



Kids und Lehrer fühlen sich wohl. Hier wird bereits ab der ersten Klasse in Englisch unterrichtet!
Für die drei jungen Männer war der Bau dieser sechs "Schulzimmer" ein spezielles Erlebnis. Zum ersten Mal konnten sie etwas mit den eigenen Händen erschaffen und damit ihr Selbstwertgefühl stärken - dass sie dabei einen Lohn erarbeiten konnten war ein schöner Nebeneffekt. Herzlichen Dank an Prakash, Subash und Jeewan für die tolle Arbeit! (Foto im letzten Blog).

Die Wellbleche werden nach Bezug des Schulhauses an bedürftige Familien in einem Dorf verschenkt.

Meinen Rückflug habe ich am 16. August gebucht, nach 88 Tagen und vielen schönen Erlebnissen und Begegnungen in Nepal.

Donnerstag, 9. Juli 2015

Wo "finde" ich Fr. / € / $ 2'000.- ?

Die Fotos vom letzten Donnerstag sind selbsterklärend, so ist ein vernünftiger Schulunterricht nicht möglich - und der Monsun hat noch nicht richtig begonnen.
Srongtsen Bhrikuti Boarding High School in Boudha.


Unser Klassenzimmer-Prototyp scheint sich zu bewähren, wobei ein starker Regentest noch aussteht. Bis 33 Kinder finden darin Platz.
Die Offerte für die Reparatur des Schulhauses beträgt $ 158'000. Wie dies finanziert werden soll ist noch unklar, für die Not-Schulzimmer fehlt das Geld. So habe ich entschieden dass wir die 10 weiteren "Schulzimmer" erstellen werden und hoffe, dass ich dazu finanzielle Unterstützung finden werde. Die Verschalung etc. kostet pro "Schulzimmer" Fr. 200.-

Fotos aus meinem Blog vom 8. Mai 2015 

Im letzten Blog habe ich die Hilfskrankenschwester des Shechen-Sterbehospizes erwähnt. Heute hat mich die 36-jährige Mina Lama nach Hause mitgenommen. Sie hatten ein Stück Land mit einem eigenen Haus, ihr Mann als Lastwagenfahrer hatte gut verdient. Dann erkrankte er, um während vier Jahren die Therapien zu bezahlen wurde das Ersparte aufgebraucht, dann mussten Land und Haus verkauft werden, schlussendlich verstarb er. Das gemietete Haus wurde beim Erdbeben zerstört. Heute lebt Mina mit ihrem 16-jährigen Sohn, der 11-jährigen Tochter, den Schwiegereltern (Vater kann nur noch im Stuhl sitzen), dem behinderten Schwager und der Schägerin (Nonne) zusammen. Ihr Lohn von Fr. 90.- reicht knapp zum Leben. Das Kloster Kopan in der Nähe ihres Arbeitsplatzes hat ihr angeboten auf dem Klostergrundstück eine "Hütte" aufzustellen.  Thomas und ich haben entschieden sie mit Fr. 500.- zu unterstützen. Es wird eine Bambuskonstruktion mit Wellblech-Verschalung, ähnlich der jetzigen Unterkunft. Nicht luxuriös, aber genügend.



Allen, welche mich unterstützt haben danke ich herzlich, wir konnten damit viele Familien unterstützen.

Wie früher erwähnt ist es schwierig festzustellen, wer von den "Grossen" eine gute Arbeit macht. Die religiös ausgerichtete Caritas Schweiz als Beispiel lobte auf ihrer Website im Kircheboten des Kantons Zürich die korrupte nepalesische Regierung. Als Antwort auf mein Mail erhielt ich nur Floskeln, eine Begründung konnte nicht geliefert werden. Ebenfalls erhielt ich keine Antwort über ihre Tätigkeit und auf weitere Fragen. Es ist belegt dass die Regierung viele Hilfsgüter abgezweigt hat, dass auf Hilfsgüter 43 % Zoll erhoben werden, dass letzte Wochen Solaranlagen einer kleinen österreichischen Hilfsorganisation konfisziert wurden, weil diese an die "falschen" Orte geliefert wurden, nämlich an abgelegene Orte ohne Strom anstelle an die von der Regierung vorgegeben mit funktionierender Stromversorgung. Ausser der Caritas Schweiz habe ich niemanden gefunden, welcher die Arbeit der Regierung lobt. Der Eintrag auf der Caritas-Website wurde übrigens entfernt.

Daher sind hier viele überzeugt, dass die wirkungsvollste Hilfe die Direkthilfe ist.
Falls Du etwas dazu beitragen möchtest: Mein PC-Konto 84-21365-5. Herzlichen Dank!




Montag, 6. Juli 2015

Ein weiteres Ziel ist erreicht!

Langweilig wird es mir weiterhin nicht!

Am letzten Freitag wurde ich zur Abschlussfeier der 12. Klasse an der Namgyal Higher Secondary School NHSS eingeladen. Als Vorstandsmitglied der TFH oblag auch mir die Ehre zwei Studenten die obligate Schärpe und ein Geschenk zu überreichen. Wie an solchen Anlässen üblich wechseln sich Ansprachen und Darbietungen ab.
Die Girls mit ihren hübschen tbetischen Trachten, die Boys in Anzug oder T-Shirt.

Thomas dreht einen Film über Pflegepersonal auf der ganzen Welt in Sterbehospizien. Zum Abschluss seines dritten Besuches im Shechen-Krankenhaus lud er das Pflegepersonal zum Nachtessen ein, ich durfte mit von der Partie sein. Im Gespräch fanden wir heraus, dass die Hilfskrankenschwester Mina Lama im gelben Kleid kürzlich ihren Mann verloren hat und das Haus beim Erdbeben zusammengestürzt ist. Sie weiss nicht wie sie sich und ihre Tochter im gelben Shirt durchbringen soll. Solche Schicksale erfährt man nur im Gespräch, die wirklichen Problemfälle würden nie fragen. So haben Thomas und ich spontan entschieden Wellbleche für eine Notunterkunft zu finanzieren.
Mit meinen drei Mitarbeitern beim Shelterbau, Subash, Prakash und Jeevan findet sich auch einmal Zeit für ein feines Glacée. Diese ehemaligen Strassenkinder haben keine Möglichkeit zu einem Restaurantbesuch. Für den Lohn für ihre Arbeit sind sie sehr dankbar.
Das erste "Schulzimmer" für die Srongstenschule ist aufgeladen. Bei diesen Regenfällen ist es nicht mehr möglich im Zelt zu unterrichten, die ganze Wiese ist ein Sumpf. Bis das Schulhaus repariert ist und wieder bezogen werden kann wird es Monate dauern.
Der Aufbau des Gerüstes geht gut voran, plötzlich brechen zwei Schweissnähte. Der sehr "versierte" Schweisser entschied anstelle ein neues Loch zu bohren das Flacheisen zu kürzen und das Teil mit dem Loch anzuschweissen. Wir sind halt in Nepal, so werden die Boys morgen ohne mich weiterbauen.

Überall werden Ruinen vom Erdbeben weggeräumt, das Leben geht weiter.

Heute, am 7. Juli feiert der Dalai Lama seinen 80. Geburtstag, logisch dass ich an diesem Grossanlass teilnehme, vom Pricipal der Srongstenschule habe ich eine Gästekarte erhalten, so kann ich den Tag auf einem Stuhl an bester Lage verbringen, den ganzen Tag am Boden wäre nicht mein Ding. 
Im hellblauen Zelt zu fotografieren ist nicht einfach, zudem ist die grosse Kamera ausgestiegen und die Kleine hat auch Probleme.
Der Dalai Lama ist logischerweise nicht persönlich anwesend, so werden die obligaten Schals auf den Altar vor der Pappfigur gelegt.
Die Schlange der Gratulanten ist lang, es dauert sicher über eine Stunde.

Der Grossanlass mit etwa 2'000 Besuchern findet jedes Jahr in einer anderen Tibetischen Schule statt. Alle Schulen haben Tänze einstudiert.
Die Reden sind sehr lange, so mache ich einen Spaziergang an der frischen Luft. Ich staune immer wieder wie viele Leute ich hier kenne.
 Diese Familie hat das Essen mitgebracht...
... ich als Gast darf ans sehr feine Buffet.

Nachmittags gehen die Darbietungen weiter. 
Da Tsomo Sonam ihre Gästekarte in der falschen Handtasche hatte, durfte ich mich zu Dolma setzen und erhielt einen Upgrade in die höchste Gäste-kategorie. Das Zelt war dicht, so dass der monsunartige Regen kein Problem war. Den letztenTeil verbrachte ich auf der Ehrenbank der Schuldirektoren, so sind Aufstiege möglich ;-)).

Morgen kann die erste Klasse in diesem "Klassenzimmer" unterrichten, alles ist bereit. Es ist so geworden wie ich es mir vorgestellt habe, nun fehlt nur noch der Härtetest, der erste Monsunregen.

Die Boys sind stolz auf ihre Arbeit, ein Erfolgserlebnis tut immer gut!

Ich bin gespannt ob meine Idee mit dem Moskitonetz als Regenschutz funktioniert. Das festere Netz habe ich erst auf Baustellen gesehen, aber leider noch keinen Verkäufer gefunden.

Wenn sich der Prototyp bewährt werden wir 15 weitere "Zimmer" bauen, für den Kindergarten und die unteren Klassen. Ich danke ROKPA herzlich, dass sie die Gestänge spendiert haben, das restliche Material wird die Schule bezahlen. Morgen werde ich die Schule nochmals besuchen und sehen, wie sich die Kids und Lehrer darin fühlen.
Nachtrag: Die Schule hat kein Geld, die Renovation des Schulhauses und eines anderen Gebäudes dürfte ca. sFr. 100'000.- kosten - auch dieses Geld ist nur zu einem Teilt vorhanden.
So werden wir 10 Schulzimmer bauen, ich hoffe dass ich Spender finde welche sich an den Fr. 2'000.- beteiligen. Sobald ich das Foto vom letzten Donnerstag erhalte, als die Kids in den Zelten auf den Bänken standen, weil der ganze Rasen zu einem Schlammfeld wurde, werde ich es ins Netz stellen. Der Monsun hat erst begonen, Hilfe ist dringend notwendig!