Donnerstag, 2. Juli 2015

Ich bin einfach zu alt!

Manchmal ist es hart der Wahrheit ins Gesicht zu schauen. Heute Morgen  ruft mich Tsomo Sonam an und sagt dass ich doch Blut spenden wollte, bei der Stupa sei ein Zelt, dort könne man spenden. Super, die werden sich freuen, meine Blutgruppe B Rhes. Minus ist weltweit gesucht!

Dummerweise freuen sie sich gar nicht, ich bin zu ALT! Hier darf man nur bis 60 spenden. Warum auch habe ich mein korrektes Alter angegeben? In Bolivien waren sie flexibler. Ich sehe ja nicht wie ein alter Mann aus und voraussichtlich habe ich die bessere Konstitution als viele 60-jährige hier und meine Blutgruppe ist gesucht und in der Schweiz kann ich bis 70 spenden etc. Was in Bolivien eingeleuchtet hat, das hat die Frau Doktor hier überhaupt nicht beeindruckt. Somit ist meine Blutspendekarriere voraussichtlich abgeschlossen, in der Schweiz finden sie auch immer Gründe mich nicht zu nehmen. Operation, problematische Länder besucht, etc. etc. Na ja, egal wie alt die mich sehen, ich habe ein junges Herz und fühle mich sehr gut!





Den Ärger des Dalai Lama kann ich verstehen - und mit ihm ärgen sich viele Tibeter und Nepali. Er hat es den Mönchen deutlich gesagt: Die Klöster haben ihnen eine gute Ausbildung finanziert - und nun sitzen viele von ihnen in den guten Restaurants, lassen es sich gut gehen und spielen mit den neusten Mobilgeräten. Sie kümmern sich nur um das persönliche Wohlergehen und Seelenheil und vergessen dabei, was eigentlich die Aufgabe eines Mönches ist. Meine Erkenntnis: Es spielt keine Rolle welcher Religion man angehört, für viele ist das eigene Wohlergehen wichtiger.

Da lobe ich mir Leute wie Lea Wyler, welche das ROKPA-Kinderhaus gegründet hat und leitet. 55 Strassenkinder haben hier ein neues Zuhause gefunden und können eine Privatschule besuchen. Lea hat die älteren einmal in ein Restaurant eingeladen, um gemeinsam den guten Abschluss von dreien nach der 10. Klasse zu feiern - und ihren Abschied. Sie lebt ja in Zürich. Eine tolle Truppe, viele sind mir ans Herz gewachsen.



Lobsang Dolma ist für mich ein weiteres Vorbild, ich habe sie leider erst jetzt kennengelernt. Sie ist für die Tibeter Familien Hilfe TFH Kontaktperson für Nepali. (Ich mache für diesen Verein die Buchhaltung.) Sie ist alleinerziehende Mutter eines siebenjährigen Sohnes und ist jeden Tag zwei Stunden mit Schul-Fahrdienst beschäftigt. Sie betreut die Eltern, der Vater ist krebskrank. Sie führt die Teppichfabrik der Elteren - und setzt sich intensiv für Bedürftige ein. Ramu Tamang wurde die Ausbildung von einer Patin in Davos gesponsert, nun arbeitet er in der Administration der Teppichfabrik.

Die Teppiche werden auf Kundenwunsch gefertigt, ein Foto oder eine Zeichnung genügt. Über Geschmack kann man streiten, diese Unikate würden nicht in meine Wohnung passen.

Ich konnte ihr vom TFH Fr. 1'000.- übergeben. Spontan entschied sie dass wir mit diesem Geld Musikinstrumente für die Bhanubhakta Memorial School kaufen werden. Dieser öffentlichen Schule für Nepalis fehlen solche. Musik ist für Kinder in dieser nicht einfachen Situation nach dem Erdbeben wichtig, um das Erlebte zu verarbeiten. Dies ist die erste Nepalesische Schule, welche ich besichtigt habe, auch in dieser wird ab der ersten Klasse nur in Englisch unterrichtet, ausser natürlich die Nepalesisch-Stunden. Klassenunterricht der ersten Klasse.

Am 14. Juli ist Memorial-Day, an diesem Datum möchten wir die Musikinstrumente übergeben.

Nyima wurde von meinem Mami gesponsert, letztes Jahr hat er mich in Griechenland besucht und anschliessend mein Mami in der Schweiz. Im letzten Sommer hat er mit zwei Kollegen eine Computer-Firma gegründet, mit Schwergewicht Netzwerktechnik. Sie können weiter ausbauen und benötigen eine Sekretärin. Dass Nyima angeboten hat Devi einzustellen und auszubilden freut mich riesig. Devi besucht momentan von 6 bis 8 Uhr einen Computerkurs, von 9 bis 10 Uhr einen Englischkurs und von 17 bis 18 Uhr eine Privatstunde bei einem Englischlehrer - und dazwischen erledigt sie Hausaufgaben.

Mit Nyima geniesse ich hier eine Tee-Zeremonie bei Taiwanesen, bevor wir uns beim Japaner ein feines Essen gönnen. Auch hier lässt es sich leben - wenn man mehr als das Lebensnotwendige hat.
Wenn ich behaupten würde dass ich momentan einen grossen Stress hätte, wäre dies nicht korrekt, ausser man betrachtet das gesellschaftliche Leben als Stress. Ich bin zum dritten Mal in Nepal - und jedes Mal habe ich Doris getroffen - und letzten Winter hat sie mich in Davos besucht. Sabina macht schöne Handwerksartikel, ich hoffe dass ich in meinem Gepäck soviel Platz habe dass ich all die Bestellungen von Doris mitnehmen kann. Doris will diese in der Schweiz verkaufen. Dass ich trotz diesen vielen feinen Essen mit Freunden einige Kilo abgenommen habe macht mich stolz, es war dringend nötig.


Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, dieses Kunstwerk habe ich im Stupa-Hospital entdeckt.

Die Abfallentsorgung ist speziell organisiert. Die Leute stellen den Abfall in Behältern oder Säcken auf die Strasse. Dieser wird dann sortiert und in grosse Säcke gefüllt. Die Abfallsortierstelle, welche ich kenne, liegt mitten in einem Wohngebiet, es stinkt fürchterlich. Die Abfallentsorger verdiene sehr gut, sie können ja vieles verkaufen - die Nachbaren haben nur den Gestank.



Die Schüler der Srongsten-Schule versammeln sich zum Wochenbeginn. Ein wichtiges Thema ist das korrekte Tragen der Schuluniformen.

Im Moment erstelle ich mit zwei "ROKPA-Kids" einen Prototypen für ein Schulzimmer. Bis das Schulhaus wieder benützt werden kann wird es Monate dauern, das Unterrichten in den Zelten ist kaum möglich, der Monsun beginnt erst. Ich hoffe dass wir am Sonntag den Prototypen aufbauen können - und dann sehen wir ob er sich bewährt. Hier dauert einfach alles etwas länger...


Ich danke allen herzlich, welche mir Spendengelder zukommen liessen und lassen. Ich konnte vielen Familien helfen. Sang konnte ich heute Fr. 500.- übergeben, damit können die Eltern das Hausdach reparieren, so dass sie den kommenden Monsun im Trockenen verbringen können.
Sang war eigentlich die Erste, welche um Hilfe bat. Ein Bekannter hat ihr gesagt, dass sie mich fragen soll. Sie war verzweifelt. Zuhause sitzen sie in einem feuchten Raum, die Schwester ist schwer krank und muss wöchentlich um Arzt, Taxi und Arztbesuch kosten jedes Mal Fr. 10.-. Im September kann Sang für ein Jahr als Aupair in die Schweiz, dem Vermittlungsbüro muss sie Fr. 3'000.- bezahlen, inkl. Flug etc. Der Onkel hat ihr das Geld versprochen, da sein Haus zusammengestürzt ist benötigt er jedoch das Geld selber. In der Schweiz verdient sie monatlich Fr. 700.-, somit kann ich ihr die Fr. 3'000.- mit gutem Gewissen vorschiessen. Es wäre doch traurig wenn ein so liebenswürdiger, junger Mensch diese Chance nicht wahrnehmen könnte. Ich werde sie in den nächsten Tagen zu Hause besuchen, so dass ich mir ein Bild machen kann. Dann finde ich bestimmt eine Lösung, wie man die kranke Schwester unterstützen kann.

Ich bin immer wieder froh, dass ich meine Hand gebrochen habe und nun aus diesem Grund hier in Nepal bin, ich konnte vielen Menschen das schwere Los erträglicher machen.

Über die leider hier herrschende Korruption der Regierung und ein religiöses Hilfswerk welches in der Schweiz aus unerklärlichen Gründen Unwahrheiten verbreitet werde ich im nächsten Post schreiben, vielleicht erhalte ich bis dahin noch eine befriedigende Antwort und Begründung.

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